Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (gespielt von Haley Bennett („Girlon the Train“)) mit nur 27 Jahren die Leitung der familieneigenen Kellerei in der Champagne – ein gewagter Schritt zu einer Zeit, in der für Frauen kein Platz in der Geschäftswelt vorgesehen ist. Mit Entschlossenheit und Leidenschaft manövriert die Witwe Clicquot das Unternehmen durch turbulente Zeiten, legt mit ihren Innovationen den Grundstein für die moderne Champagnerherstellung und avanciert mit dem exklusiven Schaumwein ihres Hauses zur „Grande Dame der Champagne“. Ihr Einfluss auch auf die deutsche und hochwertige Sektindustrie im Allgemeinen ist bis heute enorm.
Das Drehbuch
Als Regisseur Napper das Drehbuch zum ersten Mal las, sprang ihm das Leben einer einzigartigen Frau ins Auge, das als Kampf zwischen der Gegenwart (1806) und einer eindringenden Flut von Erinnerungen (1799) erzählt wird. „Ich merkte sofort, dass es sich um eine einzigartige Geschichte handelt: voller Emotionen und sehr stark mit der Psychogeografie des Hauses und der Weinberge verbunden, wo sie lebte. Es geht um ein Beziehungsgeflecht: zur Vergangenheit – zum Ehemann (gespielt von Tom Sturridge) – und die andere zum Mentor und Vertriebspartner der Witwe in der Gegenwart – Louis Bohne (Schauspieler: Sam Riley („Control“)). Letztlich geht es aber um Barbe-Nicoles sich wandelnde Beziehung zu sich selbst und ihrer Arbeit, der Liebe zum Wein, um ihre eigene Identität und Durchsetzungskraft. Und natürlich ihr eigenes Vermächtnis.“
Der Film
Die Geschichte beginnt mit einer Leiche, François Clicquot, und seiner frisch gebackenen Witwe: eine Reise in die Vergangenheit. In der Gegenwart wird das Leben von Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin als junge Witwe nachgezeichnet – ihr Kampf, Eigentümerin zu werden, und ihr verzweifelter Versuch, die Arbeit fortzusetzen, die sie mit ihrem Mann begonnen hatte; ihre Versuche, im Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts ein Geschäft aufzubauen, als sie ihren Champagner aufgrund der napoleonischen Kriege und der damit verbundenen Beschränkungen weder verkaufen noch insAusland exportieren konnte; ihre Entscheidung für den Schmuggel und die Verschiffung ihres ersten Jahrgangs ins Ausland.
Der Film endet mit ihrem definitiven Entschluss, Witwe zu bleiben und sich allein ihren Weinreben und dem Champagner zu widmen. Regisseur Paul Napper findet:
„Das ist ein starker und ergreifender Moment der Selbstverwirklichung, und ich denke, es ist unglaublich relevant, eine Frau aus der napoleonischen Zeit zu sehen, die so unerschütterliche Werte und Selbstvertrauen hat.“
Ein Vorbild für so viele Frauen in der Weinwelt, aber auch in anderen Branchen.
Wir haben Regisseur Paul Napper ein paar persönliche Fragen zu seinem Film und der Protagonistin gestellt:
Inwieweit sehen Sie die Geschichte von Barbe-Nicole als Vorbild für moderne Frauen in der Geschäftswelt?
„Ich denke, es besteht kein Zweifel, dass Barbe-Nicole als Wegbereiterin angesehen werden kann. Als Geschäftsfrau setzte sie Maßstäbe, die auch heute noch anerkannt sind. Ich denke da vor allem an ihre Erfindung des Table de Remouage, des Rütteltisches, der den Champagner zu dem klaren, sedimentfreien Getränk machte, das wir heute genießen. Ihre Techniken werden noch heute von allen Champagnerhäusern und den besten Schaumweinproduzenten der Welt angewandt. Schon allein deswegen muss man sie als eine unglaubliche und visionäre Unternehmerin ansehen!“
Welche Parallelen können Sie zwischen den Herausforderungen der damaligen Zeit und den Hindernissen ziehen, denen sich Frauen heute im Unternehmertum gegenübersehen?
„Ich kann nur die Parallele zu meiner Lebensgefährtin Gosia Piątek ziehen. Sie ist Gründerin eines Bio-Bekleidungsunternehmens für fairen Handel. Sie hat einen völlig plastikfreien Herstellungsprozess von der Saat bis zum Kleidungsstück entwickelt. Um dies zu erreichen, musste sie extrem hohe Standards in einer Branche einhalten, die oft keine hat. Ich denke, Integrität zu haben und erfolgreich zu sein, erfordert großes Engagement und viel harte Arbeit. Ich glaube, das hat meine Sichtweise von Barbe-Nicole beeinflusst: Um das zu erreichen, was sie erreicht hat, musste sie unermüdlich arbeiten, um ihre ersten Weine zu kreieren, aber auch um neue Weinstile zu schaffen, wie den Rosé Champagner. Keine ihrer Errungenschaften wäre ohne ihre sehr hohen Ansprüche möglich gewesen. Die Tatsache, dass sie zudem eine Frau in diesen damaligen extrem patriarchalischen Zeiten war, macht ihre Leistungen noch beeindruckender.“
Wie interpretieren Sie die Innovation von Barbe-Nicole im Kontext des heutigen Champagnermarktes?
„Die Tatsache, dass ihr Unternehmen 226 Jahre später immer noch existiert, zeugt von ihrer Vision. Barbe-Nicole war die erste, die ihr Produkt mit einer Marke versah. Ihre Verwendung des orangefarbenen Bandes war die erste Markenweinflasche der Welt.“(Anm. d. R.: Veuve Cliquopt gehört heute zum weltweit größten Luxuskonzern LVMH.)
Was können moderne Marken oder Unternehmer von der Geschichte von Veuve Clicquot lernen, wenn es darum geht, gegen alle Widrigkeiten erfolgreich zu sein?
„Dass Mode vorübergehend und Geschmack dauerhaft ist.“
Welche Rolle spielt das Thema „Female Empowerment“ in der Geschichte des Films?
„Das zentrale Thema des Films ist sicherlich das einer jungen Frau, die nach einer persönlichen Tragödie zu einer mächtigen und beeindruckenden Geschäftsfrau aufsteigt. Ihr Kampf ist zutiefst persönlich und in gewisser Weise absolut politisch. Im Frankreich des 19. Jahrhunderts galt eine Frau nicht als fähig, ein Unternehmen zu leiten, und zwar überall. Ihr Talent und ihr Einfallsreichtum ermöglichten es ihr, sich als alleinerziehende Mutter, Winzerin, Erfinderin, Unternehmerin, Botanikerin, Chemikerin und Gutsverwalterin durchzuschlagen. Wir müssen Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin als eine Ikone der französischen Kultur und als brillante Schafferin eines Champagner-Imperiums anerkennen.“
Lust bekommen?
Wir auch! Wir verlosen 3 x 2 Tickets (für ein Kino eurer Wahl) auf Instagram – und möchten von euch hören, welche Unternehmerin euch am meisten begeistert. Und warum?
Wer Lust hat und in Berlin ist: Am 09.11. treffen wir uns um 20:00 Uhr im CineStar Kino in der KulturBrauerei in Berlin (Prenzlauer Berg) – mit ein paar spannenden Weinen von starken Frauen im Gepäck!
Der Trailer; Übersicht aller Kinos, wo der Film "Die Witwe Clicquot" gezeigt wird
www.diewitweclicquot.capelight.de