Raffaella Usai
Schluck-Autorin, Halbitalienerin, Pizza-Junkie
Wie bei den meisten Italienern kommt Pizza bei uns einmal die Woche auf den Tisch. Und wird rigoros mit den Händen gegessen. Während die Kinder stets auf ihre Margherita mit Büffelmozzarella bestehen, bestelle ich schon mal gerne eine deftigere Pizza mit Salsiccia oder Prosciutto Crudo. Und was passt besser zu fettem, würzigem Essen als Lambrusco? Nichts! Zur Pizza darf's für mich ein trockener Lambrusco Grasparossa sein, wie der L' Acino von Corte Manzini aus Castelvetro di Modena. Der bietet der salzigen Pizza mit seiner Fruchtigkeit und seinem kernigen Tannin grandios Paroli. Pizza und Lambrusco – für mich die perfekte Spaßkombination.
Den Lambrusco L’ Acino von Corte Manzini gibt’s bei K&U Weinhalle
Francescò Calo
Süditaliener, Eigentümer der „Via Toledo Enopizzeria“ in Wien und Bäcker der „Pizza des Jahres 2024“
In jedem besseren Restaurant ist die Weinkarte um einiges größer als die der Speisen. Warum sollte es in einer Pizzeria anders sein? Immerhin bieten auch Pizze eine Vielzahl von unterschiedlichen Geschmäckern, die natürlich auch nach der passenden Begleitung verlangen. In meiner „Via Toledo Enopizzeria“, die unlängst in Madrid im Rahmen der „50 Top Pizza Europa 2024“ zur drittbesten Europas gewählt wurde, schlummern deshalb auch 150 verschiedene Weine im Keller, die nur auf den richtigen Einsatz warten. Zur „Marinara di Nero“, in Madrid übrigens zur „Pizza of the year“ gekürt, empfehle ich den „Rohesia“, einen Negroamaro Rosato Puglia von Cantele, da er optimal zu den ausbalancierten Geschmäckern von Berg-Oregano, schwarzem Knoblauch aus Voghiera und zart angebratenen Filets der Datterino-Tomate passt. Am Gaumen ist er schlank, vollmundig und angenehm frisch, im Abgang nachhaltig. Seine leichte Struktur kontrastiert wunderbar den intensiven und aromatischen Geschmack der Marinara.
Der Negroamaro Rosato Puglia „Rohesia“ von Cantele ist erhältlich bei Televino.
Cettina Vicenzino
Kochbuchautorin, Sizilianerin, aufgewachsen in der Pizzeria ihrer Eltern
In der Toskana Pizza essen gehen? Ja, auch wenn Pizza nichts mit der toskanischen Tradition zu tun hat. Pizza scheinen Toskaner besonders zu lieben. Bei meiner letzten Reise für mein Kochbuch bekam ich häufig Tipps, wo man eine gute Pizza essen kann, obwohl ich gar nicht vor hatte, Pizza in der Toskana zu essen. Aber dort gibt es tatsächlich mittlerweile Pizzerien, die Pizza nach neapolitanischer Art backen. Zum Beispiel das Ristorante Pizzeria Palazzo Pretorio in Tavarnelle Val di Pesa. Hier haben wir eine grandiose Pizza Zucca e Pancetta gegessen mit Kürbiscreme, Pancetta und Fior di Latte. Interessant dazu ist ein frischer, goldfarbener Vermentino, zum Beispiel der Vermentino "Auramaris" Maremma Toscana DOC von Val di Toro mit Zitrus- und vor allem Salbeiduft, der hervorragend zum Kürbis passt.
Der Vermentino "Auramaris" von Val di Toro aus der Maremma ist erhältlich bei Vino e Letto.
Nitya Kostka
Italien-Lover, ehem. Sommelier beim Berliner Kult-Italiener Il Calice
Pizza esse ich meistens zu zwei Anlässen: einem Hangover und gemeinsam mit Freunden an einem Tisch mit viel Pizza in der Mitte. Während beim Hangover ein kühles Blondes zum Kontern helfen darf, muss mit Freunden natürlich etwas anständiges getrunken werden. Meine Wahl fällt hier auf einen schönen Chianti. Genauer gesagt auf den Chianti Classico von Isole e Olena, am Liebsten aus der Magnum Flasche. Wenn man zu viert is(s)t, könnte man natürlich auch eine Doppelmagnum aufmachen, nur gibt's die leider nicht. Paolo de Marchi versteht es mit seinem Chianti, einen animierenden, cremigen und runden Sangiovese ins Glas zu bringen. Die hellen Beeren in der Nase und eine frische Frucht am Gaumen harmonieren optimal mit einer salzig-tomatigen Pizza, zum Beispiel meiner Lieblingspizza, einer neapolitanischen Pizza mit Prosciutto d'Osvaldo.
Den Chianti Classico (sowohl die Einzelflasche als auch als Magnum) von Isole e Olena gibt's in der Enoiteca Il Calice und bei Garibaldi.
Julia Klüber
Schluck-Herausgeberin, Wein-Nerd, Salamipizza Junkie
Mit der Pizza ist es in Italien wie mit dem Karneval in Deutschland. Köln oder Düsseldorf? In Italien heißt es "lieber römische oder neapolitanische Pizza?" Während die eine knusprig-dünn ist, ist die andere eher fluffig. Welche ich lieber mag, kommt bei mir ganz auf die Stimmung an, der Belag muss aber "Salame" sein. Da wird natürlich auch der Wein zur Glaubensfrage. Er sollte wie die Pizza saftig und doch krisp, salzig und würzig sein, wie der charakterstarke Rotwein Sul Vulcano von Donnafugata. Der Wein kommt von den Hängen des Ätnas, dem höchsten aktiven Vulkan Europas. Diese Kombination ist für mich eine Liebeserklärung an Italien und einer der beeindruckendsten Weinregionen der Welt.
Der Etna Rosso Sul Vulcano von Donnafugata ist erhältlich bei Superiore.de.
Marco Giovanni Zanetti
Halbvenezianer, Winepunk unter den Weinmachern
Pizza makes the world go round! Für mich als Halbvenezianer mit hessischer Seele ist Pizza einfach Soulfood. Ohne Pizza geht's nicht. Auch wenn man in Bella Italia und vor allem in Neapel, ganz klassisch zum Bier greift, wenn es um den runden Teigfladen geht, mag ich oft mal einen Pet-Nat dazu, etwas mit Sprudel oder aber folgendes: Meine Pizza der Wahl - dünne Kartoffelscheiben, etwas Fonduta vom Fontina-Käse, ein wenig Steinpilzcreme und Trüffel. Ja, mein Fastfood darf auch mal ausgefallen sein. Dazu gerne einen Weißwein, mit einem Hauch Gerbstoff, aber auch der nötigen Frische und einem feinen Hieb Säure bei entsprechender Aromatik. Le Vigneron Grec von Papargyriou aus der Region Peloponnes in Griechenland. Ein maischevergorener Assyrtiko, der auf Trestern des Moscato durchgärt und somit wahnsinnig aromatisch ist und einen tollen Grip als Sparringpartner für das Fett der Pizza hat. Oppa - Pizza Pazza!
Le Vigneron Grec von Papargyriou gibt's bei Griechenland Weine.