Bevor wir unseren heutigen Weg fanden, den Weg, wie wir Weine machen, wurden wir erstmal so richtig aus der Bahn geworfen. Sepp hatte einen schweren Unfall. Das war im Dezember 1995. Danach mussten wir erstmal weg. Wir mussten erstmal alles hinter uns lassen und sind auf Reisen gegangen. In Indien kamen wir erstmals mit der biodynamischen Landwirtschaft in Berührung, denn ausgerechnet dort sind wir auf einen Kurs von Peter Proctor aufmerksam geworden. Der war damals sozusagen der Vater der biodynamischen Landwirtschaft in Neuseeland.
Das war alles sehr seltsam und fremd, also der Ort und das Thema. Durch diesen uns unbekannten Ansatz wurde uns beiden erstmals klar, was es eigentlich heißt Bauer zu sein. Das heißt nämlich nicht nur physisch zu agieren, sondern auch die Natur zu beobachten und zu versuchen, eins mit ihr zu werden. Durch die intensive Beobachtung von Himmelskörpern und Pflanzenwelt bekamen wir ein ganz anderes Gefühl, ja, eine ganz andere Nähe zu den Pflanzen, zur Landwirtschaft und zur Natur als Gesamtes.
Durch die intensive Beobachtung von Himmelskörpern und Pflanzenwelt bekamen wir ein ganz anderes Gefühl, ja, eine ganz andere Nähe zu den Pflanzen, zur Landwirtschaft und zur Natur als Gesamtes.
Durch die intensive Beobachtung bekamen wir eine ganz andere Nähe zur Landwirtschaft und zur Natur als Gesamtes.
Unser neues Jahrtausend hat mit einer kompletten Revolution im Weinberg angefangen.
Unser neues Jahrtausend hat also nicht nur durch mit der Übernahme des elterlichen Weinguts angefangen, sondern auch mit einer kompletten Revolution im Weinberg.
Als wir dann wieder daheim in der Südsteiermark waren, haben wir mit dem Experimentieren begonnen und einige biodynamische Präparate im Weingarten versucht. Unser neues Jahrtausend hat also nicht nur durch mit der Übernahme des elterlichen Weinguts angefangen, sondern auch mit einer kompletten Revolution im Weinberg. Von Beginn der Übernahme an arbeiteten wir mit biodynamischen Methoden.
Wir waren halt die Spinner.
Wir haben zu uns selber gesagt: Wir probieren es jetzt einfach mal. Und wenn es geht, dann machen wir so weiter. Aber wenn man einmal anfängt, dann gibt es ohnehin kein zurück mehr. Der Anfang war schwer, denn alles, buchstäblich alles, war Neuland für uns. Es gab keine Beratung, keine Anleitung und auch keinen Maßnahmenkatalog. Und freilich gab es auch große Zweifel innerhalb der Familie.
Unsere anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten und Ernteausfälle bestätigten natürlich die Annahmen von Nachbarn und Kollegen, dass biologischer Weinbau in der Südsteiermark nicht funktionieren könnte. Und eh klar, dass hinter unserem Rücken auch über uns gelacht wurde. Wir warten halte die Spinner.
Umso wichtiger war es uns, bewusst und achtsam dabei zu bleiben und unser Ziel, unsere Weine, die Weine, die wir machen wollten, nicht aus den Augen zu verlieren - auch wenn es die Verlockung sicher gab, wieder konventionell zu arbeiten.
Als wir nach Umstellungsmühen unsere ersten Trauben in den Keller brachten, waren wir total beeindruckt vom Aussehen und dem eigenständigen Geschmack. Und so dachten wir uns, dass diese zu wertvoll sind, um von uns manipuliert und vergewaltig zu werden. Also auch im Keller: back to the roots! Wir wollten so schonend wie nur möglich vorgehen. Und haben auch das durchgezogen.
Damals wussten wir beide nicht, was da noch auf uns zukommen würde. Wie anders unsere Weine werden würden. Und wir wussten natürlich auch nicht, dass wir alle unsere alten Kunden verlieren würden und dass es dann wieder Jahre dauern würde, neue Kunden für unsere Weine finden zu können, die ja von da an einen sehr speziellen Stil hatten.
Damals – viel stärker noch als heute – hatten wir eine klare Vorstellung davon, was Wein ist und was nicht. Viele Weinkritiker und Händler lehnten unsere Weine total ab und so hatten auch unsere Kunden nichts mehr, woran sie sich halten konnten. Nur ganz wenige der alten Kunden sind zu uns zurückgekommen. Wir mussten komplett bei Null anfangen!
In diesen, zurückgeschaut, nicht gerade leichten Jahren stärkten uns nur gleichgesinnte Freunden und Kollegen den Rücken. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus, die ja alle sehr ähnlich waren, und motivierten uns gegenseitig. Daraus entstand die Winzervereinigung „Schmecke das Leben“, die aus fünf steirischen Winzerfamilien besteht. Das Zusammengehen und Zusammenstehen hat uns allen sehr geholfen.
Das Zusammenstehen und -gehen hat uns allen sehr geholfen.
Wir alle, das sind die Familien Werlitsch, Tscheppe, Tauss, Strohmeier und Muster, also wir selbst; wir alle verfolgen eine ähnliche Philosophie, produzieren individuelle Weine und hatten damals alle nach unserer Umstellung fast alle unsere Kunden verloren. Wir standen also mit dem Rücken zur Wand und waren eine Schicksalsgemeinschaft.
In den deutschsprachigen Ländern wollte damals, also vor etwa fünfzehn Jahren, kaum jemand unsere Weine kaufen. Also gingen wir gemeinsam vermehrt ins Ausland, tauschten uns weltweit mit Weinliebhabern und Händlern aus und entdeckten ganz nebenbei, dass wir auch Teil einer großen überregionalen Bewegung waren, die äußerst dynamisch vorging.
Die Anhänger dieser Naturweinszene sind heute in jedem Land zu finden und die Bewegung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Winzer beim Produkt bleiben und sich nicht von Marketingstrategien beeinflussen lassen. Naturweine sind eben nicht bewertbar.
Naturweine sind eben nicht bewertbar.
Es gibt keine Schublade für sie. Wem unsere Weine schmecken, dem schmecken sie. So einfach ist das. Bei uns geht es nicht um Gefallen oder Nichtgefallen. Nicht um gut oder schlecht. Es ist ein lebenslanger Prozess, in dem ein Stein den nächsten ergibt. Es geht dabei auch sehr viel um Leben, um lebendig sein. Und Leben, lebendig sein, ist ja immer Veränderung. Wenn etwas sich nicht mehr verändert, dann lebt es auch nicht. Und mit dieser Veränderung leben wir, werden lebendiger.
Uns ist in der Zwischenzeit natürlich auch klar geworden, dass sich - wenn man den Prozess einmal laufen lässt und immer mitzieht - auch die Weine ständig verändern. Das sollen sie auch. Heute sind aber vor allem Produkte erfolgreich, die konzentriert, konstant und leicht reproduzierbar rüberkommen. Und genau das sind unsere Weine nicht. Und werden es nie sein.
Doch wir sind zufrieden, dass wir tun können, was wir wirklich tun wollen und dass sich das Bewusstsein zunehmend dorthin verändert, dass nachhaltig hergestellte und individuelle Produkte ihre Liebhaber und Abnehmer finden.