Macht

Schluck Ausgabe 10
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Ausverkauft

Die einen greifen nach der Macht, die anderen lieber zur Flasche. Manche befinden sich im Machtrausch, andere im Rausch nach drei Flaschen Champagner. Winzerchampagner natürlich. Besonders auffällig wird es, wenn die im Machtrausch sich dann noch drei Flaschen vom mächtig Teuren gönnen. Wobei: Das fällt wenigen auf, weil solche Besäufnisse meistens im kleinsten Kreis stattfinden. Was macht eigentlich mächtig, haben wir uns gefragt.

Ist es Geld, ein hohes Amt, ein prall gefüllter Weinkeller? Es heißt doch immer: Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Wir aber arbeiten nicht mit der Feder, sondern den Tastaturen unserer MacBooks (für diese dezente Werbeeinschaltung hat Apple dem Chefredakteur einen Betrag überwiesen, damit er endlich diesen Weinhügel Montrachet kaufen kann). Es läuft überhaupt nichts mehr analog, wer analog lebt, gehört, wie es Hillary Clinton sagte zu den baskets of deplorables. Man streamt statt zu Fernsehen, man skyped statt zu telefonieren, man tindert statt zu daten. Das einzig Analoge, dem wir noch anhängen, ist der gepflegte Rausch, doch Google und Amazon arbeiten da schon an einer Lösung.

Weil wir so mächtig sind, wir bei Schluck, haben wir uns gefragt, was wir in die Nummer Zehn hineinschreiben wollen. Wir fragten uns, ob wir überhaupt eine Nummer Zehn machen würden. Es lag in unserer Macht. Wir hätten bei der Nummer Neun aufhören können, die so gut war, dass sie mittlerweile ausverkauft ist. Eine Neuauflage ist übrigens nicht geplant. Wenden Sie sich an das Auktionshaus ihres Vertrauens.

Es lag in unserer Macht. Was auch in unserer Macht lag, war die Auswahl einiger der besten Autoren im deutschen Sprachraum. Sie hatten die Macht, ja zu sagen und die meisten der Befragten taten das auch. Machtausübung, wir haben es gelernt, liegt also in der kleinsten Entscheidung. In jedem Ja oder Nein. Zum Beispiel, wenn es um Esskultur, Tierwohl und Umwelt geht, wie Eva Biringer schreibt. Oder wenn es um die Entscheidung geht, mit wem man außer einer Kiste Gin Tonic noch die Nacht verbringt, wie Daniela Wilmer schreibt.

Alexander Grau schrieb einen wunderbaren Text über die Macht einer neuen Elite, sie glänzt nicht durch Geld, sondern durch Moral. Ihre Mächtigkeit heißt Verzicht. Auf die Flugscham folgt vielleicht bald die Weinscham. Julia Klüber entdeckte ein paar dunkle Flecken in der Vergangenheit der Erfolgsregion Bordeaux. Schon mal vom Vin de Coq gehört? Eben drum.

Jürgen Schmücking schrieb über kleine Schnaps-Unternehmen, die sich der Welt der mächtigen Konzerne mit exquisiten Bränden und viel Engagement entgegenstellen. Paul Truszkowski sprach mit Clemens Busch, der mit viel Arbeit und Öko-Bewusstsein gegen die Unbillen der Natur ankämpft.

Alexander Rabl traf Gottfried Lamprecht, der mit der Macht des Willens den Nahetod des Körpers besiegte. Und er traf einen der mächtigsten Weinkritiker des deutschsprachigen Raumes zum Gespräch: Stephan Reinhardt, dem Größenwahn so fremd ist wie Coca-Cola im Rotwein. Dr. Knut Bergmann war Zeuge eines geschichtsträchtigen Dinners der Mächtigen im Schloss Bellevue. Juliane Fischer schrieb über eine der größten Mächte, mit der es Mensch und Winzer zurzeit zu tun haben, dem Klimawandel.

Es liegt schließlich auch in unserer Macht, Ihnen abschließend ein paar Ratschläge fürs Leben mitzugeben. Hören Sie nicht auf die Mächtigen, lieber auf Ihren Weinhändler. Genießen Sie jeden Schluck, als wäre es der letzte.

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